Post by Stefan RamBTW: We had a thread
"vielen Dank" - wieso "vielen"?
|Das ist in der Tat eigenartig. Normalerweise wird "viel" und "wenig" im
|Singular nur dann gebeugt, wenn es determiniert ist: "mein vieles Geld",
|"das viele Geld". Eine Ellipse wie "haben Sie meinen vielen Dank" wäre
|eine Erklärung, klingt aber holprig.
Helmut Richter
|Es heißte zwar "viel Geld", aber nicht "viel Euro", sondern "viele
|Euro". Eine andere Erklärung wäre also, daß "Dank" hier als zählbar
|behandelt wird. Dabei sollte zwar normalerweise die Pluralform zur
|Anwendung kommen, allerdings hat "Dank" gar keine. Ähnlich merkwürdig,
|aber diese Interpretation bestätigend, ist "tausend Dank".
Oliver Cromm
|Bei Adelung findet man allerdings auch: "Wir wollen tausend Spaß
|mit ihm haben." Außerdem gab es auch tausend Glück, Freude usw.,
|von Sackerment mal ganz zu schweigen. ;)
|
|| [...] und da haben die beiden Hünentöchter tausend Spaß mit
|| dem niedlichen Spielzeug, [...]
|[Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Deutsche Literatur von Luther bis
|Tucholsky, S. 46368 (vgl. Bechstein-Sagen, S. 282)]
|
|| Der kleine Wilhelm fieng schon an, Worte zu stammeln, und
|| machte durch seine Liebkosungen, und durch seine unschuldige
|| Fragen seinen Eltern tausend Freude.
|[Miller: Siegwart. Eine Klostergeschichte. Deutsche Literatur
|von Luther bis Tucholsky, S. 394819 (vgl. Miller-Siegwart, S. 1055)]
|
|| Da der Pastor hörte, daß wir auf die Akademie gingen, wünscht'
|| er uns tausend Glück.
|[Hippel: Lebensläufe nach aufsteigender Linie. Deutsche Literatur von
|Luther bis Tucholsky, S. 261896 (vgl. Hippel-Lebensläufe Bd. 2, S. 117)]
|
|| Ach die schnöde Kleiderpracht
|| Macht ihm tausend Leid.
|[Droste-Hülshoff: Gedichte (Die Ausgabe von 1844). Deutsche Literatur
|von Luther bis Tucholsky, S. 104427 (vgl. Droste-SW Bd. 1, S. 169)]
|
|Zur Flexion von "viel" wird im Paul (Dt. Wörterbuch, 2002) u. a.
|folgendes ausgeführt:
|
|| Andererseits kommt auch der Nom. und Akk. Sg. flektiert vor (_vielen
|| Dank, viele Mühe, vieles Lesen_, doch kaum _vieler Dank_), wobei auf
|| den Adjektivformen immer ein Nachdruck liegt, während _viel_ gewöhnl.
|| enklitisch ist;
|
Wolf Busch
|Vorher heißt es im Artikel sinngemäß:
|
|Bis ins 20. Jh. war es die Regel, daß "viel" im Nom. Akk. Sg.
|flexionslos blieb, während es sonst flektiert wurde (viel Geld -
|vieles Geldes, mit vielem Gelde).
|
|Deswegen werden im obigen Zitat nur der Nom. und Akk. Sg. erwähnt,
|denn daß in den anderen Fällen flektiert wird, wurde ja schon
|vorher gesagt.
|
|Ob man wirklich "vieles Geldes" gesagt hat, wie im Paul behauptet
|wird, weiß ich nicht. Auf der DVD-ROM "Deutsche Literatur von
|Luther bis Tucholsky" findet man für "vieles Geldes" keinen Beleg.
|Aber "mit vielem Geld" scheint früher tatsächlich recht häufig
|verwendet worden zu sein:
|
|mit viel Geld - 3 Fundstellen
|mit vielem Geld[e] - 22 Fundstellen
|
|Oder auch:
|
|mit viel Freude - 2 Fundstellen
|mit vieler Freude - 23 Fundstellen
|
|Präpositionen mit Akk. verhalten sich allerdings auch so
|ähnlich:
|
|um viel Geld - 1 Fundstelle
|um vieles Geld - 11 Fundstellen
|
|ohne viel Geld - 1 Fundstelle
|ohne vieles Geld - 0 Fundstellen
|
|ohne viel Mühe - 4 Fundstellen
|ohne viele Mühe - 14 Fundstellen
|
|Im Paul wird außerdem behauptet, daß noch im 18. Jh. die
|Verwendung der flexionslosen Form größere Ausdehnung hatte ("aus
|viel Ursachen"; "an so viel blühenden Stellen").
|
Wolf Busch